Allgemeines zu diesem Bergmarathon:
Vor einigen Jahren hat die renommierte New York Times den Jungfrau-Marathon als den schönsten der Welt betitelt. Eine Auszeichnung, die man als Veranstalter sicherlich gerne entgegen nimmt, auch wenn «Schönheit» letztlich ein sehr subjektives Prädikat ist.
Der Jungfrau-Marathon gehört für viele Sportlerinnen und Sportler zu jenen Herausforderungen, die es mindestens ein mal im Leben zu bewältigen gilt.
Der Jungfrau-Marathon steht für «Swissness», Tradition und perfekte Organisation und hat sich als starke Marke etabliert.
Startende aus über 68 Nationen zeugen von der internationalen Bekanntheit des Events.
Die Fakten 2022:
• 4012 TN Gemeldet; (1993: 1840 TN), Gestartet: 3254 (d.h. 758 hatten vorher schon die Hose voll), im Ziel: 3047 TN ( 207 stiegen unterwegs aus)
• 1500 Helfer (1993: 550), 70 Tonnen Gepäck,19 Sanitätsposten, 1400Liter Flüssigkeit, 5500 Bananen und 1 Läufer lief alle 30 Marathons
Unsere Anreise:
Nach 1993 (1.Jungfrau-Marathon),2002, 2012 und nun 2022 war es für Karl-Heinz Klos vom LC Donnerberg die 4. Teilnahme am „Schönsten Bergmarathon der Welt“.
Mit von der Partie waren die Mehrfachstarter und Lauffreunde von der LLG Ohmbachsee : Hagen Paulus M 60, Max Kirschbaum (als Fahrer+Supporter) und Carsten Heil M 45 ( 13 Teilnahmen und seit vielen Jahren treuer Donnersbergläufer).
Ab dem Hörmann-Ausstellungscenter für Garagentore Waldmohr (Inhaber/Chef : Carsten ) fuhr uns Max mit einem superfeinen Peugeot 508er e-Hybrid via Frankreich in die Schweiz.
Unterbracht waren wir in Lauterbrunnen in je einem 3 Zimmer -Hostel. Wir verpflegten uns selbst.
Der Lauf:
Was muss bei diesem Bergmarathon bewältigt werden?
Start in Interlaken (565m), Ziel, war nun oberhalb der Kleinen Scheidegg beim der Eiger-Express-Bergstation: „Eiger-Gletscher (2320 m); wobei ggü früher nun weitere „210 Hm“ zu bewältigen waren. Ups!
Das Schwierigste an diesem Lauf (ca. 1965 Hm) sind die ab km 26 .
Der Grund: Von Lauterbrunnen müssen nochmals rund 1500 Hm gemeistert werden.
Anmerkung für Insider aus meiner Sicht/+Erfahrung: Die Zeitzuschläge gegenüber einem Flachmarathon liegen hier für Spitzenläufer bei ca 2:11 h + 48 Min., Freizeitläufer ca 3-3:20h >+ 70 Min und bei Hobbyläufer + ab 1:50 Std und mehr.
Der Start erfolgte in Interlaken-City vor dem Grand Hotel „Viktoria-Jungfrau“. Nach einer Stadtschleife von ca. 4km erreicht man begleitet von zahlreichen Musikgruppen via Bönigen,Wilderswill (10km: hier laufen Marathonis mit 2:11er Zeiten mit ca 33 Min. durch).
Über Zweilütschinen führt die Strecke nach Lauterbrunnen (wo es im Tal 72 Wasserfälle gibt).
Parallel zur Laufstrecke fährt im viertel Stundentakt die Berner-Oberwald-Bahn mit den vielen begeisterten Zuschauern und Laufbegleitern.
In Lauterbrunnen selbst war die „Hölle“ los. In 3er Reihen standen hier weitere laufbegeisterte Zuschauer. In dieser Phase des Laufes ist man physisch „eigentlich“ auf dem Höhepunkt. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Musikdarbietungen, Kuhglockengeläute und dem „Heja-Geklatsche“ der vielen Zuschauer. Man kommt einfach ins schwärmen. Getreu nach Wolfgang Petry‘s-Lied : „Was für ein Wahnsinn…..“.
Vorbei an dem wunderschönen Staubachwasserfall und einer hinteren Ortsrunde mit Blick auf die Eisriesen am Horizont. Wunderschön!
Diesen Flair bietet kein Stadtmarathon der Welt.
Ab km 26 an „der Wand“ von Lauterbrunnen hoch nach Wengen ist aber dann Schluss mit Lustig.
Bei mir waren es exakt 2:2O h wo ich das erstemal gehen musste (2012: lief ich ja noch alles bis hinter Wengen/Wixi km 38) Eindrücke zum schwierigsten Abschnitt ab Lauterbrunnen
Eindrücke zum schwierigsten Abschnitt ab Lauterbrunnen:
Gleich bei der ersten nennenswerten Steigung erhöhte ich die Geh-/Schrittfrequenz. Wie bei einer „Tour de France-Etappe“ kam ich mir vor; schon in der ersten Kehre war ich nur am Überholen.
Memo für LC-Insider: Mein rechtes Problemknie bereitet mir ja bisher nur bergab Schmerzen aber nicht bergauf.
Auf den 2km Steilrampe überholte ich sagenhafte 99 TN (gemäss der Datasport-Auswertung), auch Hagen Paulus passierte ich, aber Carsten Heil war ja erwartungsgemäß weit vorne (Der Grund: Er hatte 10kg weniger Gewicht gemacht und Vorfeld Kilometer geschrubbt). Da konnte ich mit meinen 30km/Wo und 2x MTB/Wo vom Start gar nicht erst mitlaufen.
Nach Erreichen von Wengen in ca 1300m Höhe ging es in eine Ortsrunde (auch hier standen die Zuschauer in 2er Reihen) . Danach ging es leider nicht direkt „in den Berg“ sondern wir mussten auch wieder für einen kurzen Abschnitt abwärts laufen.
Nach Wengen begann dann der schwierigste Teil der Strecke. Laufend kamen von den Zuschauern dort die Zurufe wie : „Prima Karl-Heinz, Du siehts gut aus ! Weiter so ! Heja, heja !“.
In dieser Phase des Rennens hat man keinen Blick mehr für die wunderschöne Landschaft. Wieder und immer wieder sammle ich „dahinschleichende“ jüngere Läufer auf. Das freut so einen „M70er“ im Stillen. Aber großen Respekt vor den vielen Damen der AK 35-AK 60. Achtung LC-Frauen: Vor mir ins Ziel liefen allein 2 W 60, 7 W 55 und 15 W50-Damen. Also, da geht noch was bei euch! Just do it!
Bei Km 38 (Skistation Wixi) beginnt ein Geröllfeld/Wiesenhang der sehr schwierig zu laufen ist. Dank der 11 MTB-Alpencrossen habe ich mit solchen Untergründen normalerweise keine Probleme . Aber hier – ohne halten am Fahrradlenker- muss man laufend/gehend mit einer schlechteren Koordination rechnen und im Kopf „hell“ wach sein, sonst ist es mit einem Sturz nicht all zu weit.
Nach dieser Passage beginnt ja die „steile Moräne“, wo Ende der Duddelsackspieler für Unterhaltung sorgt. Auch die Sanitäter und Zusatz-Points sind dort zahlreich.
Knapp 99 % der LäuferInnen – so hat man statistisch festgestellt – gehen dort .
Nach der wunderbaren schottischen Musik, geht es sogar nochmals kurz abwärts an einem markanten Felsen vorbei, wo dann auch von 4 Damen Hilfestellung für LäuferInnen gewährt wird. Da ich 2012 genau an dieser Stelle (auf Rang 4 liegend, später im Ziel Rang 7) einen Wadenkrampf bekam und damit am Ende ca. 12 Min verlor) war ich froh, dass es diesesmal nicht geschah. Den mittlerweilen von „blond“ in „grau“ gewechselten Damen, gab ich das kurz Kund: „Heute brauche ich euer liebe Hilfe -wie 2012- nicht“. Ach waren die froh und klatschen wie der Teufel.
Getreu dem Motto: Der Weg ist das Ziel, erreichte ich dann den für mich letzten und neuen überaus heftigen und steilen Schlussansteig (+ ca 200Hm) . Dabei konnte ich rund 400m vor dem Ziel, den mir bekannten Hans Schweitzer (JM-Bestzeit 1999: 3:24 h) und aktuellen 3. des diesjährigen Gornergrat Zermatt-Mararthons auch noch passieren. Am Ende waren es seit Lauterbrunnen 217 TN die ich überholte konnte und war stolz wie Oskar mit meiner Endzeit von 5:17 h.
Danach das übliche: Kälteschutzfolie, Medaille, Finisher-T-Shirt, Sponser-Isostar-Trinkflasche, Müsliriegel, eingepackte Kuchenstücken Alkoholfreies Weizenbier und dann direkt in die brandneue Eiger-Express-Gondelbahn (nur 24 Sitzplätze). In einer Zeit von lediglich15 Min ging es runter zum Grindelwaldterminal. Danach Duschen, Marathonmesse, Essen,Trinken und um ca. 16:30 Uhr die Siegerehrung abwarten.
War persönlich nach dem Lauf überhaupt nicht müde, einwenig abgekämpft, steife Muskulatur, es wirkte halt als einwenig eckig beim gehen. Frisch geduscht warteten Carsten und ich auf Hagen. Max lief trailmässig auf anderer Strecke runter nach Lauterbrunnen in unser Quartier.
Erst an unserem Tisch erfuhren wir von einem auch teilnehmenden Schweizer Läufer mittels Iphone von den aktuellen JM-Laufergebnissen. Dann war die Überraschung für uns groß, dass Carsten auf eine 4:51 h und Hagen 5:33 h kam. Mir teilte der Schweizer mit, dass ich mit meiner Zeit von 5:17 h sogar den 2. AK-Platz bei einem solchen international stark besetzten Bergmarathon belegen konnte. Er und seine Frau verneigten sich sich vor mir. Oh je!
Wie sang schon in den 80er Wolfang Petry:„Was für ein Wahnsinn…..“.
Leider haben wir kein Siegerehrungsbild von Karl-Heinz, da die drei keiniPhone/Smartphone dabei hatten.
Fazit:
Mit dem Verlauf des 29. Jungfrau-Marathons war ich sehr zufrieden. 2002 sagte ich einmal: So Gott will, möchte ich auch ein drittes Mal starten. Das war dann doch 2012 als M 60. Und nun: Nein, nein mit 80 definitiv nicht mehr. Auf dem Bild von links: KH Klos, Carsten Heil und Hagen Paulus
Das schöne an diesem Schweizer Bergmarathon ist die erstaunlich kurze Regenerationszeit im Vergleich mit einem flachen Stadt-Marathon oder einem langen UltraTrail.
Dieser Lauf ist ein „besonderer Lauf“ . Man schafft nicht nur die Strecke, man bewältigt auch den Berg.
Am Sonntag fuhr uns Max , nachdem er fleißig – entsprechend seiner derzeitigen Fitness- an den steilen Passagen der Jungfrau-Marathonstrecke trainiert hatte, gekonnt wieder zurück nach Waldmohr.
An dieser Stelle nochmals vielen Dank Carsten, dass er mich im Februar nochmals für diesen Traumlauf motiviert hat. Danke auch an Hagen und Max für diese entspannten Tage in der schönen Jungfrau-Region. Es war mir ein Freude.