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Wenn alles passt

Max Rahms unglaublicher Lauf auf 2:23:58 h beim Marathon 2022.

Wir wissen, dass Max Rahm ein ziemlich guter Marathonläufer ist. Ein Beleg hierfür war seine Zeit und Platzierung beim Weinstraßen Marathon 2022. Aber nachdem was Max am 25.09.2022 in Berlin veranstaltete wäre die Aussage er ist ein ziemlich guter Marathonläufer eine Untertreibung sondergleichen, denn an diesem Tag wurde Max zu einem legendär guten Marathonläufer.

Aber eines ist sicher man wird nicht allein durch Talent, von dem Max definitiv einiges hat, so gut. Die Vorbereitung auf seinen Marathon war von beeindruckender Professionalität. In der Hochphase des Trainings, die der junge Läufer in der Höhe von St. Moritz absolvierte, lief er zwischen 180 und 191 Kilometer pro Woche. Ein Ruhetag hieß hier statt der üblichen zwei Einheiten ist es dann nur eine. Gegipfelt ist die Vorbereitung selbstverständlich mit einem langen Lauf. Allerdings bestand dieser lange Lauf aus fünf Intervallen mit 5 km (5x5km, 1km float). Diesen Lauf absolvierte er übrigens nicht alleine, er lief hier mit keinem geringeren als Simon Stützel. Für alle Nerds hier die völlig abartigen Zeiten: 
Splits 5Km: 17:32 ; 17:19 ; 17:01 ; 16:53 ; 16:23 
Splits 1Km: 4:01 ; 4:06 ; 4:20 ; 4:07 

Hier einmal die komplette zehnwöchige Vorbereitung in Zahlen:
• 1.723,3km total
• Ø 172,33km/week
• 6 Weeks +180km/week (191km Max.)
• 6 runs +30km
• 5 double workout days (+30km/Tag)

Es lässt sich also durchaus behaupten, dass sich Max ordentlich auf seinen Marathon vorbereitet hat.
Dementsprechend war auch die Zielsetzung Sub2:25h.
Genug nun der Vorbereitung und rein in den Marathon.

Der Startschuss fiel wie jedes Jahr in Berlin pünktlich um 9:15 und auch Max durfte sich schon gleich mit der ersten Startgruppe auf den Weg durch die Hauptstadt machen. Max‘ Ziel für die ersten 5km war theoretisch einfach: finde eine passende Gruppe. Bei Kilometer 3 hatte sich dann endlich eine passende Leidensgemeinschaft zusammengefunden. Ab hier galt es sich dann auf die erste Verpflegungsstadion zu konzentrieren. Mit dem ersten Gel war auch der erste 5km Split zu Ende und dieser sah gar nicht so schlecht aus mit 17:04. Max hatte passende zu seiner äußerst professionellen Herangehensweise natürlich im Vorfeld beim Veranstalter Eigenverpflegung abgegeben lassen, die hieß es dann bei 9km zu erwischen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, denn anders als bei den Profis stehen alle Flaschen unsortiert auf einem Tisch, dies bedeutete für Max seine Flasche erstmal zu finden und dann zu greifen und das alles bei einer Pace von 3:24 min/km. Aber auch hier kein Problem für unseren Max. Die mentale Aufgabe in diesem fünf Kilometerabschnitt war es in das Rennen hineinzukommen und den Stress der ersten paar Kilometer abzuschütteln. Allerdings schlich ein anderer Gedanke ein, ist dieses Tempo doch zu schnell?
Der zweite 5km Split: 17:12min.

Zwischen Kilometer 11 & 15 begannen die ersten Tiefs und Hochs. Ein Ziehen hier, ein Zwicken da, allerdings konnte Max diese Gedanken aufgrund der exzellenten Vorbereitung beiseiteschieben. 
Split 10-15: 17:11min
Es geht nun doch schnellen Schrittes (bei Max eher fliegenden Schrittes) Richtung Halbmarathon. Die angepeilte Zeit im Vorfeld für die Halbmarathonmarke war eine 1:12:30h. Die vorher angesprochenen negativen Gedanken waren verflogen und Max fühlte sich Richtung 21 richtig gut. Das zeigte dann auch die HM-Zwischenzeit: 1:12:15h, 15s schneller als geplant. Es war nun eine Zeit unter 2:24h möglich! Ein Fakt, der dem jungen Marathoni natürlich sofort bewusst wurde, und für eine extra Portion Motivation sorgte.
Aber dann bei Kilometer 25 ein Rückschlag. Max hatte auch hier seine eigene Verpflegung, allerdings war diesmal zu langsam bei der Verpflegungsaufnahme. Und es war passiert eine Lücke zu der so wichtigen Gruppe. Nun stand er vor dem Dilemma, in die nächst langsamere Gruppe zu gehen und so wahrscheinlich die 2:23:5X verlieren oder es riskieren und die Lücke nach vorne zu schließen aber hier vielleicht wichtige Energie zu verschießen. Max Rahm entschied sich für das Risiko und drückte den nächsten Kilometer auf die Tube. Ein Fakt der sich auch in diesem 5 Kilometersplit sehen lässt: 16:55min. Die Gruppe hatte dann allerdings nur noch eine sehr begrenzte Haltbarkeit. Etwa bei Kilometer 30 beschloss die kanadische Läuferin, die sich mit ihrem Pacemaker in dieser Gruppe befand, das Tempo auf unter 3:20 anzuziehen. Eine Verschärfung, die Max nicht mitgehen wollte (Natasha Wodak brach an diesem Tag den kanadischen Rekord). Aber auch das Zerbrechen der Gruppe stellte kein Problem für Max dar, der sich zu diesem Zeitpunkt immer noch sehr gut fühlte. Und er bewies dies mit dem 30-35km Split: 16:54min.

Die Endphase des Marathons, die Phase der Wahrheit im Marathon hatte längst begonnen und Max blieb weiter stark. Er blieb nicht nur stark, er wurde sogar schneller. 
Das Brandenburger Tor kam nun in Sicht. Jetzt gilt es alles in die Waagschale zu legen und Max tat es.

Max Rahm überquerte die Zeillinie hinter dem Brandenburger Tor in einer unglaublichen Zeit von 2:23:58h. Neben dieser Zeit bleibt auch noch der beeindruckende Fakt, dass Max einen negative Split gelaufen ist. Die zweite Hälfte lief er in 1:11:43h.

Was bleibt zu sagen? Max das war der Wahnsinn, herzlichen Glückwunsch zu diesem grandiosen Lauf und mein tiefster Respekt für die unglaublich zielstrebige und fokussierte Art und Weise, die du Tag täglich an den Tag legst.